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Das Label „Made in Germany“ gilt noch immer überall in der Welt als eine Garantie für hochwertige Produkte. Der Grund dafür liegt nicht alleine darin, dass die deutschen Industrieunternehmen und der Mittelstand bis heute Produkte, Dienstleistungen und Waren der höchsten Güte anbieten. Es ist vor allem der Entwicklung der Industrieunternehmen in Deutschland in den letzten 200 Jahren geschuldet. Auch wenn viele Unternehmen aus den USA und zuletzt China in den letzten Jahrzehnten eine größere Bekanntheit erreicht haben, gelten viele Unternehmen aus Deutschland in ihren Branchen als Weltmarktführer. Immer häufiger findet ein Industriefachwirt in namhaften Betrieben Jobs. Aber wer sind eigentlich die wichtigsten Industrieunternehmen in Deutschland, wo sind sie zu finden und wie konnte sich die deutsche Industrie diesen Ruf erarbeiten?

Historische Entwicklung der deutschen Industrie

Als zum Beginn des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung in England begann, war nicht abzusehen, dass ausgerechnet Deutschland 200 Jahre später zu den wichtigsten Industrienationen der Welt gehören würde. Aufgrund des zersplitterten Staatsgebiets des damaligen „Deutschlands“ war es beinahe unmöglich, einheitliche Maße und Währungen zu finden. Dazu kam, dass die Landwirtschaft auf dem heutigen deutschen Staatsgebiet die prägende Rolle für die Wirtschaft gespielt hat – Manufakturen oder gar industrielle Unternehmen waren die Seltenheit. Regional entstanden zwar Unternehmen, die auch später noch einen bedeutenden Ruf haben sollten, an eine gemeinsame Industrie war aber nicht zu denken.

Es war schließlich der Bau der Eisenbahn, der für einen wichtigen Schub in diesem Bereich sorgen sollte. Durch die Verbindung der unterschiedlichen Landesteile entstand erstmals eine gemeinsame Industrie. Besonders die Regionen rund um Sachsen und das Ruhrgebiet profitierten durch lokale Industrien. Während das Ruhrgebiet noch bis spät ins 20. Jahrhundert eine bedeutende Region für die deutsche Industrie bleiben sollte, entstanden nach und nach Unternehmen wie Siemens, Krupp oder Thyssen. Zuletzt waren es auch die beiden Weltkriege, die zum einen für die Förderung, den Aufstieg und den anschließenden Niedergang der deutschen Industrie sorgen sollten.

Wirtschaftswunder

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die deutsche Industrie am Boden. Während im Westen beinahe alle Anlagen für die Produktion zerstört waren, wurden die Anlagen im Osten Deutschlands demontiert und in die Sowjetunion verschifft. Das sogenannte Wirtschaftswunder war entsprechend überraschend. Die großen deutschen Industrieunternehmen im Westen konnten sich schnell erholen und gerade der Mittelstand spielte hier eine wichtige Rolle. Man stellte sich schnell auf die beginnende Globalisierung ein und der Titel des Exportweltmeisters wurde nicht zuletzt durch die deutsche Industrie geprägt. Heute gelten die deutschen Unternehmen in den verschiedensten Bereichen als Weltmarktführer – vom Maschinenbau bis hin zur Chemie.

Struktur der Industrieunternehmen in Deutschland

Die historisch gewachsenen Industriesektoren haben sich natürlich im Laufe der Zeit verändert. Während Deutschland vor rund 100 Jahren noch vor allem durch die Textilindustrie und vor etwa 50 Jahren für die Kohleindustrie bekannt war, sind diese beiden Branchen inzwischen beinahe gänzlich unbedeutend. Was geblieben ist, ist vor allem die international bekannte Automobilindustrie. Deutsche Autos werden auf der gesamten Welt geschätzt, sind ein wichtiger Arbeitgeber und sorgen durch die Zulieferer für ein breites Feld an kleinen und großen Unternehmen, die mit der Branche verbunden sind.

Es sind aber nicht nur die Autos, die Weltruf haben. Der Maschinenbau wird vor allem durch den deutschen Mittelstand vertreten. Die Chemieindustrie ist mit Unternehmen wie BASF auf der gesamten Welt bekannt. Siemens sorgt als globaler Konzern für deutsche Produkte in der gesamten Welt. Zuletzt war es aber auch die Pharmabranche, die auf sich aufmerksam machen konnte. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Umstand, dass Deutschland wenige riesige Konzerne hat, sondern viel aus dem Mittelstand heraus passiert. Mittelständische Unternehmen, von denen selbst viele Einwohner Deutschlands noch nie gehört haben, haben sich über die Jahrzehnte zu Experten in ihren Branchen entwickelt.

Regionale Unterschiede spielen dabei noch immer eine Rolle. Die Industrie ballt sich nicht mehr in den Kohlezentren, sondern ist heute vor allem in Niedersachsen und Baden-Württemberg zu finden.

Wirtschaftliche Bedeutung der Industrieunternehmen

Die Bedeutung der Industrieunternehmen in Deutschland kann eigentlich nicht genug betont werden. Generell geht man davon aus, dass die deutsche Industrie rund 25 Prozent zu der Bruttowertschöpfung beiträgt. Etwa sechs Millionen Menschen sind direkt oder indirekt in den deutschen Industrieunternehmen und ihren Zulieferern beschäftigt, wobei vor allem die Elektroindustrie und der Automobilbau eine wichtige Rolle als regionale Arbeitgeber spielen. Das Prädikat „Made in Germany“ und der Ruf als Exportnation wird ebenso von der Industrie getragen – mit einer Exportquote von über 50 Prozent profitieren auch die mittelständischen Unternehmen von dem Ruf, den deutsche Produkte und Dienstleistungen in der Welt haben.

Innovationskraft der deutschen Industrie

Dass die deutsche Industrie mehr als nur ein Wirtschaftsmotor und wichtiger Arbeitgeber ist, zeigt sich, wenn man einen Blick auf die Forschung und Entwicklung in Deutschland wirft. Die Marke „Made in Germany“ basiert nämlich nicht alleine auf der Qualität der Produkte, sondern auch darauf, dass die Industrieunternehmen in Deutschland schon immer auf Einzigartigkeit gesetzt haben. Das zeigt sich beispielsweise im Maschinenbau, wo viele Dinge entwickelt werden, die überall in der Welt eingesetzt werden, weil selbst die USA und China keine konkurrenzfähigen Produkte entwickelt haben. Das zeigt sich auch in den Zahlen.

Rund 80 Prozent der privaten finanziellen Zuwendungen für die Forschung in Deutschland kommen von Industrieunternehmen. Sogar 85 Prozent aller Patentanmeldungen kommen aus den unterschiedlichen Branchen der Industrie – von der Chemie, über die Pharmabranche, den Automobilbau bis hin zur Förderung erneuerbarer Energien. Bei einem Beitrag zur Wirtschaftsleistung von rund 25 Prozent ist das ein bemerkenswerter Anteil und zeigt noch einmal, wie wichtig die Industrieunternehmen auch indirekt für die wirtschaftliche Leistung in Deutschland sind. Schließlich können die Ergebnisse aus den Forschungen auch in anderen Branchen eingesetzt werden.

Einzig im Bereich der Digitalisierung und der sogenannten Industrie 4.0 tut sich die deutsche Wirtschaft bisher noch ein wenig schwer. Wie viele andere Branchen hat auch die Industrie den Wandel ein wenig verschlafen und sich zu spät auf die Entwicklungen der Moderne eingestellt. Das liegt aber auch an einer Vielzahl anderer Herausforderungen, die in den letzten Jahren deutlich wurden.

Herausforderungen und Chancen für Industrieunternehmen

Dass man im Bereich der Exportnationen in den letzten Jahren auf den dritten Platz abgerutscht ist, zeigt schon deutlich, wie groß der Wettbewerb auf den globalen Märkten inzwischen ist. Zwar ist die Industrie immer noch ein wichtiger Motor für den Außenhandel, zuletzt hat man aber wichtige Marktanteile verloren. Besonders China hat aufgeholt und kann heute in vielen Branchen mithalten. Die so wichtige Automobilbranche hat, ebenso wie viele andere Branchen, mit Klimawandel und dem Umstieg auf saubere Ressourcen zu kämpfen. Die Herausforderungen nehmen zu und das liegt auch am demografischen Wandel in Deutschland.

Der Industriefachwirt galt über Jahre als einer der beliebtesten Berufe in Deutschland und steht bis heute für Expertise. Das Problem ist, dass viele dieser Experten in den nächsten Jahren in Rente gehen werden und die Industrie, ebenso wie viele andere Unternehmen in Deutschland, mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hat. Fachkräfte aus aller Welt werden benötigt, um die Lücken zu füllen, die der demografische Wandel in Deutschland verursacht hat. Zusammen mit dem steten Kampf zwischen Nachhaltigkeit und Gewinn ist das die größte Herausforderung, die die Industrie in den nächsten Jahren zu lösen hat. Andernfalls könnte es passieren, dass man im internationalen Handel noch mehr wichtige Marktanteile gegenüber Nationen verliert, die jetzt den großen Sprung in ihrer Wirtschaft gemacht haben.

Zukunftsausblick für die deutsche Industrie

Unternehmen wie Siemens, VW oder BASF werden auch weiterhin auf dem Weltmarkt eine prägende Rolle spielen. Es ist aber auch klar, dass sich die deutsche Industrie besser auf den Wandel in der Weltwirtschaft einstellen muss. Neben der gezielten Suche nach Fachkräften – auch im Ausland – geht es hier um die Frage, wie sich die neuen Branchen entwickeln werden. Im Bereich der erneuerbaren Energien hat sich bereits gezeigt, dass vielleicht wieder der Punkt erreicht ist, an dem alte Branchen an Relevanz verlieren, während neue Branchen zum Wachstumsmotor werden.

Fazit

Zwischen Pharmabranche, erneuerbaren Energien und dem Wandel in der Automobilindustrie steht die deutsche Industrie also vor einem Umbruch. Darüber muss man sich aber keine wirklichen Sorgen machen, denn das ist im Laufe der Geschichte schon oft passiert. Wichtig ist, dass die Industrie selbst sich auf diesen Wandel einstellt und bereit ist, die Entwicklungen auf den Weltmärkten hinzunehmen. Dazu gehört es auch, dass man beispielsweise verstärkt auf die Digitalisierung und den Umstieg auf die Industrie 4.0 setzt. Nur so wird es in der Zukunft gelingen, die eigenen Marktanteile zu halten und sich gegen Wachstumsnationen wie Indien oder China durchzusetzen. Mit Blick auf die erfolgreiche Historie der deutschen Industrie sollte das aber keine allzu große Herausforderung sein, die sich nicht stemmen lässt.